Amenecer en Manuel António


Brasilianische Eindrücke


Home
Über mich
Bilder

Brasil


Videos
Login
Impressum
Links
Webmaster


Mail an:

webmaster
@ticoloco.de


Brasil - Rio de Janeiro ist viel, sehr viel, fast schon zu viel.

Rio ist ein Angriff auf alles, was ein 'normaler' Europäer kennt und gewöhnt ist.
  • Erst ist da einmal Hitze, Hitze und noch einmal Hitze. 33°-40° tagsüber und nachts selten weniger als 26°. Dazu eine hohe Luftfeuchtigkeit, die einen an Winter gewohnten Deutschen erst einmal schier umhaut.
  • Wenn man nicht schon vorher von einen der tausenden Bus- und Taxifahrer umgehauen wurde, die keine Rücksicht auf nichts nehmen und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch die kurvenreichen Straßen jagen. Die selten an roten Ampeln halten (was in Rio übrigens eine Vorsichtsmaßnahme vor Überfällen ist) und einen Bus so voll stopfen lassen, dass die Tür erst nach 10 Minuten Schleichen auf der Autobahn und lautstarken Protests und Flüchen der nicht wenig Bezahler zugeht.
  • Oder von den krassen Gegensätzen, die es hier an jeder Ecke zu beobachten gibt. Straßenkinder neben schnieken Geschäftsmännern, die täglich nach São Paolo fliegen. Der über der Stadt thronende Jesus als 30m hohe Statue, der Zeuge der starken und sehr konservativen Familienbande und -rituale (wobei eine Schwangerschaft mit 13-14 sehr häufig vorkommt, da kaum über dieses Thema geredet wird), der relativ keuschen Strandkultur (wo weibliche Hinterteile eingehüllt in sehr wenig und absolut keine barbusigen Damen und anabolikabepackte Männer so oft wie möglich am Strand rumhängen) sowie des ausgelassen gefeierten Karnevals wird, wo anscheinend alles erlaubt wird. Überhaupt lässt hier jede Frau, die irgendwie gerade berühmt wird, für den Playboy oä. die Hüllen fallen. Seriös wirkende Ansagerinnen sieht man dann überall in voller Farbenpracht nackt an Kiosken hängen.
  • Aber auch sonst sind die Gegensätze überwältigend. Eine unglaubliche Farbenvielfalt: baumgesäumte Alleen mit Villen links und rechts und auf dem Berghang dahinter eine der rotfarbenen Favelas (rotbraune Erde und rotbraun gebrannte Ziegel, alles, was eine Favela neben Müll und Einwohner beinhaltet). Das blaue Meer überall präsent, eingepfercht zwischen braunen Hügeln und grauen Hochhausreihen. Sonnenverbrannte Erde, daneben Stände mit Bunt. Möglichst bunte Kinderkleidung, bunter Kitsch und bunte Früchte. Und wunderschöne Frauen, Schwarze, Weiße, Gelbe, eigentlich jede erdenkliche Farbtönung ist hier anzutreffen.
  • Seltsame Gerüche erreichen die Nase, von exotischen Früchten, Urin (wirklich unglaublich, es gibt wirklich bisher keine Stelle, an der es nicht nach Urin gestunken hat, nicht mal an entlegenen Stränden), Auspuffgasen, Meer, der schwer zu beschreibende Geruch des Wassers, der aus den Klimaanlagen tropft und Müllgestank.
  • Und der Lärm. Hier macht es niemanden etwas aus, direkt neben der Autobahn zu wohnen. Da wird halt ordentlich dagegen gehalten. Kindergeschrei - sind immer noch meist so 5-7 -, auf volle Lautstärke gedrehte Radios und vor allem Fernseher - einer der wichtigsten Freizeitaktivität und Politikum - und spontan (?) organisierte Straßenmusikfestivals - auch nachts um 4 wird in gleicher Lautstärke mitten im Wohngebiet gefeiert, was aber eigentlich nichts macht, da alle Anwohner, alt wie jung sich auf der Straße einfinden. Relativ schnell macht es einen nichts mehr aus, wenige Hundert Meter vom Flughafen entfernt im Meer zu baden, die knapp über der Wasseroberfläche einfliegenden großen Vögel zu beobachten, wie sie zwischen dem Zuckerhut und dem Jesus Anlauf nehmen für die Landung. Dabei bebt der Bauch vor Turbinenlärm und auch vor dem Leiden mit den Fluggästen und den Seilbahngästen, da jeder Landeanflug aussieht, als würden die Flugzeuge das Seil der Seilbahn auf den Zuckerhut kappen.
Doch schon nach kurzer Zeit wird man gleichgültiger, der Anblick des Zuckerhuts wird ganz normal, die Hitze ist eh immer da (der Schlafsack war - bisher - der überflüssigste Ballast), auch das abenteuerliche Überqueren der Straße beginnt Spaß zu machen und Zeit zählt nicht mehr viel. Heute, morgen oder übermorgen, ist egal. Man hat genauso viel Zeit wie die Brasilianer, nimmt alles viel lockerer. Man macht etwas aus und nicht selten wird im letzten Moment alles umgeplant. Eigentlich heißt hier was ausmachen eh nur, dass man 2 Stunden vor dem Treffpunkt anfängt, was zu planen.

Wenn man all dies akzeptiert, ist Brasilien ein wunderschönes Land, Rio ein sehr interessante Stadt und man selber schon ein Stück weit Brasilianer.


Einige weitere zu Papier gebrachte Eindrücke: